Stützpunktverein "Integration durch Sport" DOSB
Der Reiterverein "Herzog Wittekind" Oberbauerschaft e.V. trägt seit Mitte 2017 das Siegel "Stützpunktverein Integration durch Sport" des Deutschen Olympischen Sportbundes.
"Das Bundesprogramm "'Integration durch Sport'" versorgt Sportvereine und- verbände mit vielem, was sie für die integrative Arbeit benötigen: Die 16 Programmleitungen in den Landessportbünden und -jugenden beraten und begleiten Vereine und Verbände, bieten interkulturelle Qualifizierungen an und unterstützen sie mit einer engemessenen Finanzierung." (DOSB, 2017).
Im Verlauf des Programms ist der Verein bemüht, sich aktiv in bestehende kommunale Netzwerke einzubringen, durch nach innen gerichtete Reflexionsprozesse Schwellen zu identifizieren und abzubauen sowie Vielfalt und Tolerenz im Alltag zu praktizieren.
Der Reiterverein „Herzog Wittekind“ e.V. (RVO) möchte das Projekt „Integration durch Sport“ als langfristige Querschnittsaufgabe verstehen. Aus diesem Grund haben wir die Projektplanung in drei Abschnitte gegliedert, die jeweils mit eigenen Zielen einhergehen. Diese Ziele werden durch folgende Annahmen und Überzeugungen geklammert:
Der RVO möchte also als nach außen wie nach innen als vielfältiger Verein auf struktureller wie auf sozio-personaler Ebene Bestand haben. Diese vielfältige Kultur möchten wir durch interkulturelle Öffnung ergänzen und erweitern. Zudem möchten wir Kindern, Jugendlichen und Eltern den Pferdesport als eine gewinnbringende Lern- und Entwicklungsumgebung anbieten, die der Integration in die hiesigen kulturellen Besonderheiten dienlich sein soll. Dabei versprechen wir uns außerdem, dass der Verein auch bezüglich seiner Mitgliederentwicklung in schweren Zeiten für ehrenamtliches Engagement gut aufgestellt bleibt.
Das Projekt „Integration durch Sport“ hat für uns also drei grundlegende Perspektiven:
Die Evaluationsphase hat das Ziel, zunächst die Bedarfe und Bedürfnisse in der Gemeinde, dem Verein und der potentiellen Teilnehmer unserer Angebote zu erfassen. Diese Phase soll zunächst bei der Entwicklung konkreter Projekte, der passgenauen Modifizierung bestehender Angebote und der internen Sensibilisierung und Akzeptanz der Vereinsmitglieder in der Breite helfen. Im späteren Verlauf soll sie die Reflexionsfolie für die Einordnung und Weiterentwicklung der entstandenen und durchgeführten Projekte darstellen.
Die in dieser Phase entstandenen und bestenfalls implementierten Strukturen sollen Bestand haben und regelmäßig für einen Informationsaustausch sorgen.
Konkrete Projekte und Instrumente dieser Phase:
Ziel ist es, Bedarfe zu erkennen, Schwierigkeiten auszuloten, Informationskanäle zu etablieren und stabile Kommunikationsstrukturen zu schaffen. Möglicherweise sind hier Beteiligungen an bestehenden Netzwerken innerhalb der Gemeinde Hüllhorst möglich. Runder Tisch Integration o.ä.?
Hier stellt sich die Frage, wie solches Material gestaltet sein muss, damit es die Zielgruppe erreicht. Macht die Übersetzung ins Arabische Sinn? Ist die Formulierung in „leichter Sprache“ geeigneter? Sollte viel auf Bilder gesetzt werden? Wie und wo werden die Flyer dann verteilt? Was sollte konkret erläutert werden? Angebote des Vereins? Die Struktur des Vereins? Informationen zur „Rechtsform Verein“ im Groben? Aufgaben und Pflichten als Teil von Vereinsmitgliedschaften? …
Gleichzeitig möchten wir das Engagement des Vereins im Projekt nach Außen tragen um das Image des Vereins positiv zu beeinflussen. Hier sind evt. Pressetermine und eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit nötig.
Unsere Übungsleiter werden zu einem großen Teil zum Gelingen des Projektes beitragen. Sie leiten die Stunden, sind erste Ansprechpartner, Schnittstelle zwischen den Eltern und Informationsträger. Wenn der Verein die Übungsleiter nicht genügend einbezieht, wird das Projekt nur teilweise Erfolg haben. Damit dies nicht geschieht, werden wir die bestehenden Übungsleiter-Konferenzen nutzen, um uns aktiv und vor allem im Detail über Probleme, Erfolge und Ideen auszutauschen. Die Motivation zum Besuch von Weiterbildungen ist ebenfalls geplant.
Bestehende Projekte und Abläufe, die ohne aufwändige Neukonzeption angepasst werden können, können in dieser Phase bereits geöffnet werden. Hier sind z.B. die KiJu-Treffen oder die Einbindung von Flüchtlingen in bestehende Voltigiergruppen o.ä. gemeint, ohne dass dafür schon aktiv geworben wurde. Leicht ließe sich auch eine schweinefleischlose Variante der Bratwurst im Grillwagen bei Turnieren anbieten. Ideen solchen Ausmaßes könne schnell in die Praxis umgesetzt werden.
Auf Basis der im ersten Abschnitt der Evaluationsphase gewonnen Erkenntnisse, können nun in Absprache mit den Übungsleitern und den Jugendreferenten gezielte Projekte eingerichtet werden.
Im besten Fall funktionieren bis dahin auch die Informationsflüsse und Absprachen mit anderen an der Flüchtlingsarbeit beteiligten Akteuren zuverlässig. Gleichzeitig sollten sich innerhalb des Vereins die Zuständigkeiten und Verantwortungsbereiche in Routinen gefestigt haben und die Unterstützung des Projektes in der Gesamtheit durch die meisten Vereinsmitglieder vorhanden sein.
Wichtig ist, dass auch in dieser Phase die Instrumente der Evaluations- und Konzeptionalisierungsphase weiterhin bestehen. Hier ist der Vereinsvorstand in seiner koordinierenden Funktion in der Pflicht.
Projekte der Implementierungsphase könnten sein:
Es wird vermutlich eine Herausforderung sein, Eltern und Kindern das deutsche Vereinswesen in seinen Funktionsweisen und Selbstverständlichkeiten, auch strukturell, näher zu bringen. Dies ist aber Voraussetzung für ehrenamtliches Engagement. Daher kann es Sinn machen, dass auch die Eltern angesprochen und mit speziellen Angeboten an den Verein herangeführt werden. Hieraus könnten sich erste ehrenamtliche Engagements ableiten. Z.B. könnte sie an der Ausstattung der Cafeteria bei Turnieren beteiligt werden, Trainerassistenz-Jobs z.B. in der Therapie übernehmen oder bei Arbeitseinsätzen rund um die Anlage helfen.
Der Ausbau der Elternarbeit kann wiederum positive Effekte auf alle Eltern haben, deren Kinder Mitglied im RVO sind.
Gemeinsame Projekte von Vereinsmitgliedern und Flüchtlingen können Unsicherheiten, Vorurteile und Berührungsängste abbauen. Erfahrungsgemäß ermöglicht die gemeinsame Arbeit an einem konkreten Projekt den Abbau solcher Differenzen.
Damit Integration gelingt, müssen die Differenzen irgendwann überwunden werden. In der Normalisierungsphase sollen die zuvor speziell konzipierten Förderungen und Aktionen Stück für Stück in einen „Normalstatus“ überführt werden. Die Neuerungen die durch die Projektfinanzierung ermöglicht wurden, sollen zu regelmäßigen Aktionen und Instrumenten der Vereinspraxis werden. Wie dies konkret aussieht, kann zum jetzigen Stand der Planungen noch nicht überblickt werden.
Zur besseren Planung liegt die Steuerung dieses Prozesses erneut in der Verantwortung des Vereinsvorstands, der sich besonders in der Evaluations- und Konzeptionierungsphase zuständig fühlen sollte. Diese Phase wird also im Projektverlauf zusehends als Steuerungsebene verstanden werden.
© Konzept:
Hrsg.: Reiterverein "Herzog Wittekind" Oberbauerschaft e.V., Lage 26, 32609 Hüllhorst
Autor: Dominik Braun
Lübbecke und Hülhorst, 2017